So nun bin auch ich (nach langer, langer Bedenkzeit) vor knapp zwei Wochen auf den Twitter-Bandwagon aufgesprungen, wie man unter anderem an der Sidebar dieser Webseite sehen kann. Lange habe ich für mich keinen direkten praktischen Wert in der Twitternutzung gesehen und bin der Geschichte persönlich ferngeblieben – von Berufs wegen, habe ich dem ganzen natürlich deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Der Sinneswandel, nun endlich auch mal persönlich zu twittern, kam aus rein pragmatischen Gründen: Ich wollte meine üblichen Auslassungen (also Blogbeiträge und Fotos) möglichst komfortabel der Welt bekannt geben. Facebook allein reichte nicht, das war klar. Noch sind zu viele dort nicht angemeldet.
Also warf ich ein genaueres Auge auf Twitter. Die dortigen Tweets kann man auch auf Facebook und auf anderen Seiten anzeigen und erreicht zusätzlich eine ganze Menge Leute mehr. Auch Leute mit denen man nicht befreundet ist. Feine Sache. Also angemeldet, Profil ausgefüllt, und einen Hallo-Welt-Tweet verfasst. Mittlerweile haben sich zu diesem noch 18 weitere Tweets gesellt, ich folge 72 Nutzern und 39 folgen mir und ich habe praktische Tools wie TweetDeck entdeckt. Weit wichtiger war es aber, die vielen Vorteile des Dienstes direkt zu erfahren: Die schnelle Verbreitung von Neuigkeiten, insbesondere aktuelle Ereignisse über viele Quellen gleichzeitig und live verfolgen zu können, unzählige interessante Links und schnelle Antworten auf die eigenen Fragen oder einfach schön zu lesende Feeds wie der tiefschwarz-lyrische Stream von @songe_creux. Spannend ist auch, relevante bzw. interessante Inhalte zu bringen und dabei mit 140 Zeichen alles zu sagen. Noch spannender ist es, sich bei einem aktuellen Ereignis an der Berichterstattung zu beteiligen, wie vor einer Woche, als die Straße vor unserem Haus voller Polizeiwagen war und 50m weiter linke und rechte Demonstranten sich ein Stelldichein gaben.
Und der große Nachteil der Geschichte? Noch. Mehr. Ablenkung. Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon genügend Blogs folgen würde oder mich auf Facebook langweilen tät. Allerdings habe ich in Beziehung zu Twitter bereits eine gewisse Gelassenheit entwickelt: Ich muss nicht alles lesen. Und so versuche ich auch garnicht erst, alle Tweets seit meinem letzten Login zu lesen, sondern nur die letzten 10-20. Anders würde man sich wahrscheinlich zu sehr verlieren. Vor allen Dingen wenn man mal mehr als 72 Leuten folgt. Darüber hinaus fühle ich mich immer noch sehr oft gehemmt, Dinge zu veröffentlichen, die vielleicht nur für einen sehr kleinen Personenkreis oder gar nur eine einzige Person interessant sind. Schließlich bekommen das alle meine Follower zu lesen und da fragt man sich schon: „Nerve ich die jetzt nicht“. Solche Bedenken muss man sich wohl im Web des Jahres 2010 abgewöhnen, aber zumindest verkomme ich so nicht zu einem „Ich hatte grad ne Banane zu Frühstück“-Twitterer.
Also denn, die Matrix Twitter hat mich und wird mich (zum Leidwesen meiner Freundin) wohl so schnell nicht mehr loslassen. Wer auch schon auf dem Twitter-Zug sitzt und mir jetzt folgen mag, kann das unter http://twitter.com/WolfBruening gerne machen. Ich freue mich. Wer es noch nicht probiert hat, dem möchte ich empfehlen, den Dienst einfach mal eine Woche zu testen und dabei nicht nur passiv zuzuschauen sondern sich auch hier und da einzubringen.
PS: Habe die letzten Tage zusätzlich dazu genutzt, mal meine Profilseiten auf WebUni, StudiVZ MeinVZ und Facebook etwas aufzuräumen. Gerade bei letzterem war es bitter nötig. Die Angaben waren teilweise noch von 2005, also aus den Anfangstagen des Networks. Nebenbei bin ich nach 3 Jahren Berufstätigkeit von StudiVZ zu MeinVZ umgezogen und habs gleich bereut. Das Orange ist irgendwie anstrengend. Nun ja, entweder ich gewöhne mich daran oder hoffe darauf, dass Facebook schnell genug alle meine Bekannten abzieht, so dass ich aufs VZ verzichten kann.