Fotoserie: 160/Einblicke – Zeitreise in den Blauen Bock
Der Blaue Bock in Magdeburg ist ein leerstehender DDR-Plattenbau direkt im Herzen Magdeburgs. Seitdem der Bau 1991 geräumt und verplombt worden ist, steht die Zeit in ihm still. Im Rahmen des Bluebox-Projekts (dazu folgen bald noch weitere Fotos und Fotoserien) hatte ich 2006 die Möglichkeit, diese Räume, die fast unverändert DDR-Charme versprühen, ausgiebig zu dokumentieren. Daraus entstanden ist die Fotoserie „160/Einblicke“ – ein Blick hinter die Fenster des Blauen Bocks, ein Blick in das Leben der Menschen, die hier bis 1991 gelebt haben.
Die Bilder zeigen zum einen die Banalität und Tristesse, die industrieller Wohnungsbau erzeugen kann (nur zwei Wohnungen pro Stockwerk haben einen anderen Zuschnitt) aber auch die vielen Mittel und Wege, die die Bewohner genutzt haben, dieser Tristesse zu entkommen: Großflächige Fototapeten, Rundbögen, Abgrenzung der Kochzeile durch Sperrholz samt Durchreiche… die Variabilität und Individualität im Kleinen, inmitten der sozialistischen Einheits-Wohnzelle macht den Charme dieser Bilderserie aus.
In den letzten Jahren gab es immer wieder Vorstöße, den Blauen Bock abreißen zu lassen. Aber obwohl die Blueboxtechnik im Sommer 2007 ganz schnell erntfernt werden musste und obwohl die öffentliche Hand im vergangenen Jahr einen wohlwollenden Zuschuss an Abrissgeldern zugesichert hat, steht der Blaue Bock immer noch. Und in ihm ruht weiter die Zeit.
Einen Blick in alle 160 Wohnungen kann man in meiner Fotoserie „160/Einblicke“ auf Flickr werfen.
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10 Kommentare
Ich finde ja, dass die Serie eine „vernünftige“ Galerie verdient hat (sry, ich mag flickr nicht). Hast du/habt ihr eigentlich noch Kontakte? Dann könnte man ja evtl. nochmal was fototechnisches machen, bevor das Gebäude vielleicht doch noch abgerissen wird.
Ein wirklich fabelhafter Lost Place, und ich beneide dich doch ein wenig darum das du ihn mal durchstöbern durftest 🙂
Schade finde ich dennoch das natürlich nirgendwo mehr die komplette Einrichtung vorhanden ist, so erkennt man nur noch an Tapeten und Details wie es hier einmal ausgesehen haben muss.
War denn das Haus schon immer komplett abgeriegelt? Denn scheinbar haben hier ja doch an einigen Ecken bereits Vandalen gewütet, da frage ich mich immer wie die da rein gekommen sind.
Der Bau ist ziemlich gut versiegelt gewesen, was man daran merkte, dass auch nach 15 Jahren Leerstand alles darin knochentrocken war. Zwar überall viel Staub aber dafür kein Schimmel und nur im obersten Stockwerk gab es vereinzelte Tapetenablösungen. Ganz unzugänglich war das Gebäude aber offenbar nicht. So haben wir im obersten Stockwerk ein Zimmer gefunden, was sich anscheinende ein Obdachloser halbwegs gemütlich eingerichtet hatte. Diverse tote Tauben haben wir auch aufgefunden. Sonst hat wohl nicht viel mehr den Weg in das Gebäude hereingefunden.
Ob man nochmal in den Bock hineinkann wäre mal eine interessante Frage…
Einfach nur total genial … ich freue mich auf die Ausstellung!!!
Danke, Matthias, ich glaube aber ich werde es mal bei einer rein virtuellen Ausstellung belassen. Wobei, man könnte mal Menschen suchen, die dort gewohnt haben und diese in ihren jeweiligen Wohnungen nochmal ablichten. Das wäre wohl ausstellungstauglicher.
Stimmt, das wäre eine tolle Idee, auch wenn ich glaube das das ne schwere Aktion werden dürfte. Gestorben, umgezogen, Desinteresse… aber genial wäre es 🙂
Sehr schöne Fotoserie! Wäre mal interessant die Fotos „räumlich“ zu sortieren, also nach Stockwerk und Raumnummer. Ich denke, ich könnte da mal was basteln..